
Messie‑Syndrom — fachlich Hoarding‑Störung — bezeichnet die ausgeprägte Schwierigkeit, Gegenstände wegzuwerfen, selbst wenn sie objektiv wertlos oder unbrauchbar sind. Zeitungen stapeln sich bis zur Decke, kaputte Elektrogeräte, Kleidung aus vergangenen Jahrzehnten oder sogar lebende Tiere füllen die Wohnung. Der Gedanke, etwas könnte „noch nützlich sein“, gepaart mit emotionaler Bindung, löst panikartige Gefühle beim Ausmisten aus.
Folgen: Beengte Laufwege, Schimmel, Brandgefahr durch verdeckte Heizquellen. Sozial führt das Messie‑Syndrom zu Scham, Vereinsamung und Familienstreit. In Deutschland reagieren Behörden mit Ordnungsverfügungen oder Zwangsräumungen, wenn Hygienestandards verletzt sind. Psychische Komorbiditäten wie Depression, Zwangsstörung und ADHS treten häufig auf.
Ursachenmix:
- Genetische Veranlagung — erhöhte Prävalenz bei Verwandten ersten Grades.
- Traumatische Verlusterfahrungen — z. B. Tod naher Angehöriger, Krieg.
- Entscheidungs‑ und Organisationsdefizite — beeinträchtigte exekutive Funktionen.
- Perfektionistische Kognitionen — Angst, einen Fehler zu machen und etwas Wichtiges zu entsorgen.
Empfohlene Behandlungsschritte:
- Hoarding‑spezifische Kognitive Verhaltenstherapie mit in‑home‑Sessions und Exposition.
- Motivational Interviewing zur Steigerung der Veränderungsbereitschaft.
- Training exekutiver Funktionen — Planung, Priorisierung, Zeitmanagement.
- Einbindung von Angehörigen — klare Regeln, kein heimliches Zurückholen von Müll.
- Medikation — SSRI, wenn Zwangssymptome vorliegen.
Professionelle Aufräumteams arbeiten in Etappen und dokumentieren Fortschritt fotografisch. Digitale Tools wie VR‑Simulationen zeigen, wie Räume nach der Entrümpelung wirken, was Motivation erhöht. Kommunale Wohnhilfen vermitteln Zwischenunterkünfte, falls Sanierungsmaßnahmen erforderlich sind.
Prävention und Aufklärung: Workshops in Seniorenheimen, Kampagnen der Verbraucherzentralen zu Konsumkritik, Schulungen für Feuerwehr und Rettungsdienst, um Gefahren in Messie‑Haushalten sicher einzuschätzen.
Wird die Wohnung zum Risiko für Gesundheit oder Sicherheit, ist es Zeit, Unterstützung anzunehmen. Freier Raum bedeutet mehr Lebensqualität, Handlungsspielraum und soziale Teilhabe.