
Internetabhängigkeit (Internet Use Disorder) bezeichnet das zwanghafte Bedürfnis, online zu sein – bei Games, Social Media, Shopping oder Pornografie – mit Kontrollverlust und negativen Folgen für Schule, Beruf, Gesundheit und Beziehungen. Betroffene verbringen oft >6 Stunden pro Tag privat online, verheimlichen Dauer und reagieren gereizt, wenn Netzzugang eingeschränkt wird.
Symptome laut ICD‑11‑Vorschlag für „Gaming Disorder“ adaptierbar auf allgemeine Nutzung:
- Verminderte Kontrolle (Beginn, Dauer, Frequenz).
- Priorisierung des Internets gegenüber anderen Aktivitäten.
- Fortsetzung trotz negativer Konsequenzen.
Risikofaktoren: Depression, soziale Ängstlichkeit, Impulsivität, Belohnungsdesign von Apps (Endlos‑Scroll, Loot‑Boxen). Jugendliche mit wenig offline‑Freizeitangeboten sind besonders gefährdet.
Therapiebausteine:
- KVT‑basiertes Programm (CBT‑IA) – Tagebuch, Triggeranalyse, Ersatzverhalten.
- Verhaltensexperimente – 24‑h‑Offline‑Challenge.
- Skill‑Training – Stressbewältigung, soziale Kompetenzen.
- Medikamentöse Behandlung komorbider Störungen (SSRI bei Zwang, Stimulanzien bei ADHS).
- Elternarbeit – klare Regeln, Vorbildfunktion, Technik‑freie Zonen.
Prävention: Medienkompetenz in Schulen, “Digitale Diät”‑Workshops, Settings in Jugendzentren. Krankenkassen prüfen Pilotprogramme zur Online‑Suchttherapie.
Perspektive: Mit konsequentem Plan ist binnen 3–6 Monaten eine deutliche Reduktion erreichbar. Ziel ist nicht komplette Abstinenz, sondern balancierte digitale Nutzung.