
Medikationsmanagement in der Psychiatrie bedeutet die strukturierte Planung, Durchführung und Überwachung einer psychopharmakologischen Behandlung. Ziel ist, klinische Wirksamkeit – Symptomreduktion und Lebensqualitätssteigerung – bei möglichst geringer Nebenwirkungsbelastung zu erreichen. Dies erfolgt in enger Kooperation zwischen Psychiater:in, Fachpflege, Klinikapotheke und Patient:in.
Kernschritte:
- Anamnese & Diagnostik – psychopathologischer Befund, körperliche Untersuchung, Labor (Nieren‑, Leberwerte), EKG.
- Therapiewahl – Evidenzbasierte Leitlinien (DGPPN), Wirkmechanismus, Nebenwirkungen, Patient:innenpräferenzen.
- Aufklärung und Shared Decision Making – Nutzen, Risiken, Alternativen; schriftliche Einwilligung.
- Titration und Therapeutisches Drug Monitoring – z. B. Lithium‑Spiegel, Clozapin‑Kontrollen.
- Evaluationsschleifen – CGI‑S, PANSS, Nebenwirkungschecklisten (UKU), Anpassungen.
Typische Indikationen: affektive Störungen, Psychosen, Angst‑ und Zwangsstörungen, ADHS, Demenzsymptomatik.
Adhärenzförderung: Wochenblister, digitale Reminder, Motivational Interviewing, Einbindung von Angehörigen. Non‑Adhärenz ist Hauptfaktor für Rückfälle.
Sicherheitsaspekte: QT‑Verlängerung (Citalopram > 40 mg), metabolisches Syndrom (Olanzapin), Blutbildkontrollen (Clozapin). Frühwarnsysteme (Pharmakovigilanz) melden relevante Wechselwirkungen.
Absetzen & Switch: Ausschleichen nötig, um Rebound zu verhindern (SSRI‑Absetzsyndrom). Cross‑Tapering Strategien bei Wirkstoffwechsel.
Ganzheitliches Konzept: Kombination mit Psychotherapie, Psychoedukation, Bewegung, Ernährung, Schlafhygiene. Recovery‑orientierte Haltung fördert Empowerment.
Ethische Prinzipien: informierte Zustimmung, Minimierung von Zwang, Achtung kultureller Werte. Bei fehlender Krankheitseinsicht sind rechtliche Rahmen (Betreuung, Unterbringung) zu beachten.
Resümee: effektives Medikationsmanagement ist Wissenschaft + Beziehungskunst. Es schafft die Basis, auf der weitere therapeutische Bausteine wirken können und ermöglicht langfristige Stabilität.