
Narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) bezeichnet ein tief verwurzeltes Muster aus Überlegenheitsgefühlen, dem starken Wunsch nach Bewunderung und einem ausgeprägten Mangel an Empathie. Betroffene inszenieren sich als außergewöhnlich talentiert oder erfolgreich und erwarten besonderes Entgegenkommen. Hinter der scheinbaren Selbstsicherheit verbirgt sich jedoch oft ein zerbrechliches Selbstwertgefühl, das von externer Anerkennung abhängt.
Typische Merkmale sind das Dramatisieren eigener Leistungen, das Fantasieren über grenzenlosen Erfolg, die Erwartung, bevorzugt behandelt zu werden, sowie die Ausnutzung anderer zur Zielerreichung. Kritik empfinden Betroffene schnell als persönlichen Angriff und reagieren mit Wut, Abwehr oder demonstrativem Rückzug.
Entstehungsfaktoren Die genaue Ursache der NPS ist nicht eindeutig; Forschungsergebnisse verweisen auf ein Zusammenspiel genetischer Anteile, frühkindlicher Erlebnisse und gesellschaftlicher Einflüsse. Übermäßiges Lob ohne reale Grundlage, aber auch herabsetzende Erziehungsmuster können die Entwicklung eines realistischen Selbstbilds stören.
Folgen im Alltag Narzisstische Dynamiken erschweren stabile, gleichberechtigte Beziehungen. Partnerinnen, Familie und Kolleg*innen fühlen sich häufig instrumentalisiert oder abgewertet. Im Berufsleben kann das zu einem toxischen Klima, hoher Fluktuation und ineffizienter Teamarbeit führen. Gleichzeitig leiden Betroffene nicht selten unter episodischer Depression, Angst oder Substanzmissbrauch, wenn die ersehnte Bewunderung ausbleibt.
Therapieansätze Eine langfristige Psychotherapie—etwa kognitiv‑behavioral oder tiefenpsychologisch fundiert—zielt darauf ab, Einsicht in die eigenen Beziehungsmuster zu fördern, Empathiefähigkeit auszubauen und emotionale Regulationsstrategien zu stärken. Medikamente können komorbide Symptome lindern, ersetzen jedoch keine psychotherapeutische Arbeit.
Narzissmus gilt als herausfordernd in der Behandlung, weil Selbstkritik und Veränderungsbereitschaft oft gering ausgeprägt sind. Dennoch zeigen Studien, dass konsequente Therapie die Lebensqualität verbessert, destruktive Verhaltensweisen reduziert und authentischere Bindungen ermöglicht. Wer bei sich oder anderen narzisstische Muster erkennt, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um den Kreislauf aus Grandiosität und innerer Verletzlichkeit zu durchbrechen.