
Substanzgebrauchsstörung beschreibt ein Muster von Konsum, bei dem Alkohol, Medikamente oder illegale Drogen trotz negativer Folgen weiterhin eingenommen werden. Merkmale: Craving, Kontrollverlust, Toleranzentwicklung, Entzugssymptome und Vernachlässigung anderer Lebensbereiche.
Neurobiologische Grundlagen: Drogen erhöhen Dopamin im mesolimbischen System. Chronischer Konsum verändert Rezeptordichte, Stressachsen und Entscheidungszentren im Präfrontalcortex – das Belohnungssystem dominiert.
Risikofaktoren: genetische Veranlagung, Kindheitstrauma, psychische Erkrankungen, soziale Deprivation, leichte Verfügbarkeit. In Deutschland stieg der Alkoholkonsum während Lockdowns; Opioid‑Überdosierungen nahmen zu.
Therapiebausteine:
- Entgiftung mit medizinischer Überwachung.
- Rückfallprävention mittels kognitiver Verhaltenstherapie und Motivational Interviewing.
- Substitutionsbehandlung: Methadon, Buprenorphin.
- Anticraving‑Medikamente: Naltrexon, Acamprosat, Disulfiram.
- Selbsthilfegruppen: AA, NA, Kreuzbund.
- Schadensminimierung: Spritzentausch, Drug‑Checking, Naloxon‑Kits.
Ganzheitliche Rehabilitation: Arbeitstherapie, Familienberatung, Komorbiditätsbehandlung. Digitale Tools wie Apps zur Craving‑Erfassung unterstützen.
Perspektive: Rückfälle sind Teil des Genesungsprozesses. Erfolg misst sich an längeren Abstinenzphasen, verbesserter Lebensqualität und sozialer Teilhabe.
Fazit Substanzgebrauchsstörungen sind behandelbar. Frühzeitige, evidenzbasierte Interventionen eröffnen Wege zu Stabilität und Selbstbestimmung.