
Schädel‑Hirn‑Trauma (SHT) bezeichnet jede Verletzung des Gehirns infolge äußerer Gewalteinwirkung – von leichten Gehirnerschütterungen bis zu schwerster Kontusion. Jährlich erleiden etwa 250 000 Menschen in Deutschland ein SHT; Stürze bei älteren Menschen und Verkehrsunfälle sind häufigste Ursachen.
Pathophysiologie: Primärschaden (Kontusion, Blutung) tritt zum Unfallzeitpunkt auf; Sekundärschaden entwickelt sich durch Ödem, ischämische Kaskaden und Entzündung. Axonale Scherkräfte führen zu diffusem axonalem Schaden, oft unterschätzt in CT, aber sichtbar im MRT DTI.
Klinisches Bild:
- Somatische Symptome: Kopfschmerz, Übelkeit, Gleichgewichtsstörung, epileptische Anfälle, Schlaf‑Wach‑Störungen.
- Kognitive Defizite: verminderte Aufmerksamkeit, Gedächtnislücken, exekutive Dysfunktion.
- Emotionale Veränderungen: Reizbarkeit, Affektlabilität, Depression, soziale Hemmung.
Psychische Komorbiditäten: PTBS, Angststörungen und Substanzmissbrauch verschlechtern Verlauf. Bis zu 60 % der Schwerverletzten entwickeln eine depressive Episode im ersten Jahr.
Rehabilitation:
- Akutphase: Optimierung der Hirndruckwerte, Neurochirurgie, Frühmobilisation.
- Frührehabilitation: interdisziplinäre Teams (Physio‑, Ergo‑, Logo‑, Neuropsychologie).
- Ambulante Nachsorge: kognitives Training, Verhaltenstherapie, Community‑Reintegration.
- Technische Hilfsmittel: Neurofeedback, robotgestützte Gangtherapie, smarte Erinnerungssysteme.
Langzeitmanagement: Behandlung posttraumatischer Epilepsie, Hormonersatz bei Hypophyseninsuffizienz, Beratung zur Fahreignung und Berufsumschulung.
Prävention: Helmpflicht, Sicherheitsgurte, Sturzprävention, Gewaltpräventionsprogramme.
Perspektive: Ein SHT verändert das Leben, doch neuroplastische Prozesse ermöglichen Erholung. Mit zeitnaher, patientenzentrierter Therapie können Betroffene Autonomie, Lebensfreude und berufliche Teilhabe zurückgewinnen.