
Videospielsucht (Gaming Disorder) ist laut WHO eine Verhaltenssucht, bei der das Spielen Vorrang vor anderen Lebensbereichen erhält und negative Folgen ignoriert werden. Charakteristisch sind Kontrollverlust, steigende Priorität und Fortsetzung trotz Problemsignalen über mindestens 12 Monate.
Symptome:
- Stundenlanges Spielen bis spät in die Nacht, Vernachlässigung von Schule, Arbeit, Hygiene.
- Reizbarkeit, Launen, wenn das Spiel unterbrochen wird.
- Lügen über Spielzeiten, finanzielle Ausgaben für In‑Game‑Käufe.
- Rückzug von Freunden, Verlust anderer Interessen.
Risikofaktoren: soziale Angst, Depression, ADHS, Mobbingerfahrungen, mangelnde Grenzen im Elternhaus, variable Belohnungssysteme von Online‑Games.
Neurobiologie: Dopaminfreisetzung im Belohnungssystem, ähnlich wie bei Substanzsucht. Langfristig Anpassung der Rezeptoren und Toleranzbildung.
Therapie:
- Kognitive Verhaltenstherapie (CBT‑IGD) – Trigger erkennen, Spielzeit reduzieren, alternative Aktivitäten etablieren.
- Motivational Interviewing – Ambivalenz bearbeiten.
- Familienbasierte Interventionen – Medienregeln, positive Verstärkung offline.
- Technische Hilfen: Zeit‑Tracker, Router‑Sperren.
- Medikation bei Komorbidität.
Prävention: Medienkompetenzprogramme, feste Offline‑Routinen, Alterskennzeichnung, Regulierung von Lootboxen als Glücksspielelemente.
Ausblick Gaming kann Kreativität, Reaktionsfähigkeit und soziale Kontakte fördern. Entscheidend ist die Balance. Frühzeitige Sensibilisierung und evidenzbasierte Hilfe unterstützen Betroffene, Kontrolle und Lebensqualität zurückzugewinnen.