Ein Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut ist ein approbierter Facharzt oder Psychologe, der sich auf die Diagnostik, Behandlung und Prävention psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von etwa 0 bis 21 Jahren spezialisiert hat. In seiner täglichen Arbeit steht er betroffenen jungen Menschen und deren Familien in ambulanten Praxen, Kliniken, Beratungszentren oder therapeutischen Wohngruppen zur Verfügung. Ziel ist es, psychosoziale Entwicklungsprozesse zu fördern, akute Krisen zu bewältigen und langfristige psychische Gesundheit zu stabilisieren.
Zu den zentralen Aufgaben gehören umfassende Erstgespräche und Diagnostikverfahren, bei denen der Therapeut anamnestische Informationen aus Eltern- und Bezugspersonengesprächen, klinische Interviews sowie standardisierte Testverfahren (z. B. Kinder-DIPS, SKID-II) nutzt. Darauf aufbauend entwickelt er individuelle Behandlungspläne, die psychotherapeutische Interventionen wie tiefenpsychologisch fundierte Therapie, Verhaltenstherapie, systemische Ansätze oder spieltherapeutische Methoden kombinieren. Wichtige Elemente sind dabei ressourcenorientierte Techniken, Stärkung der Selbstwirksamkeit und Förderung sozialer Kompetenzen.
Die theoretische Basis einer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie bildet in der Regel ein abgeschlossenes Hochschulstudium der Psychologie oder der Humanmedizin mit anschließender Facharztausbildung (für Ärzte) oder Weiterbildung gemäß Psychotherapeutenausbildungsordnung (für Psychologen). Beide Berufsgruppen müssen eine staatliche Approbation erwerben und eine mindestens drei bis fünfjährige Zusatzausbildung in einem der psychotherapeutischen Verfahren absolvieren. Praktische Erfahrung in psychiatrisch-psychotherapeutischen Einrichtungen, Supervision und kontinuierliche Fortbildungen sind obligatorisch.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der familienorientierten Arbeit: Regelmäßige Elterngespräche, Multi-Family-Gruppen und Kooperationen mit Schulen, Jugendämtern und sozialen Diensten sichern eine nachhaltige Unterstützung der jungen Klienten. Der Therapeut dokumentiert Behandlungsverläufe sorgfältig, evaluiert Therapieerfolge und passt Maßnahmen flexibel an die Entwicklungsphase des Kindes oder Jugendlichen an. Präventive Programme in Kindergärten und Schulen, psychoedukative Workshops und Öffentlichkeitsarbeit tragen zudem dazu bei, psychische Probleme früh zu erkennen und Stigmatisierung abzubauen.
Abschließend fördert der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut durch Forschung und Lehre die Weiterentwicklung evidenzbasierter Verfahren. Er arbeitet interdisziplinär mit Kinder- und Jugendpsychiatern, Sozialpädagogen, Ergotherapeuten und Ergotherapeutinnen, Sprachtherapeuten sowie anderen Fachkräften zusammen. Durch diese ganzheitliche Herangehensweise leistet er einen entscheidenden Beitrag zur gesunden psychischen Entwicklung junger Menschen und unterstützt sie auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben.