Cognitive Processing Therapy (CPT) zählt im deutschsprachigen Raum zu den evidenzbasierten Verfahren der Traumatherapie, auch wenn sie hierzulande weniger verbreitet ist als EMDR oder Narrative Expositionstherapie. Das Herzstück von CPT ist die Analyse sogenannter „Festhalte‑Punkte“ – Überzeugungen, die nach dem traumatischen Ereignis entstanden und das Leben des Betroffenen verzerren. Typische Beispiele: „Ich hätte es verhindern müssen“, „die Welt ist grundsätzlich gefährlich“, „ich bin jetzt irreparab...
Der Behandlungsleitfaden umfasst zwölf Sitzungen, in denen Psychoedukation, kognitive Umstrukturierung und Schreibaufgaben kombiniert werden. Gleich zu Beginn verfasst der Klient eine „Ausrichtungserklärung“ (Impact Statement), in der er reflektiert, wie das Trauma seine Sicht auf Sicherheit, Kontrolle, Intimität und Selbstwert verändert hat. Dieses Dokument dient als Baseline und wird im Verlauf überarbeitet, um Fortschritte sichtbar zu machen. Das Schreiben wirkt dabei doppelt: Es ordnet Gedanke...
Eine Besonderheit der CPT ist das modulare Arbeitsblatt „Gedanke – Gefühl – Verhalten – Alternative“, das gemeinsame Hinterfragen distorsiver Schlussfolgerungen erlaubt. Die Therapeutin stellt sokratische Fragen wie „Welche Beweise sprechen FÜR diese Annahme?“ oder „Was würde ein guter Freund dazu sagen?“. Auf diese Weise lernt der Klient, kognitive Verzerrungen wie Personalisierung oder Alles‑oder‑Nichts‑Denken zu erkennen und zu ersetzen. In Einzelfällen wird das Verfahren mit Expositionseinheiten o...
Neue Studien der Universität Bielefeld (2023) zeigen, dass eine verkürzte Version mit acht Sitzungen in der Behandlung von Ersthelfern nach Naturkatastrophen ähnliche Effektstärken erzielt wie das Langzeitprotokoll. Online‑Adaptionen, die während der COVID‑19‑Pandemie entstanden, verwenden verschlüsselte Plattformen und interaktive PDFs; sie erreichen Patient*innen in ländlichen Gebieten und reduzieren Therapieabbrüche um 20 Prozent.
Vor Beginn prüft die Therapeutin Trauma‑Stabilität: Kann der Klient belastende Erinnerungen ohne Dissoziation aushalten? Bei Bedarf werden Techniken aus der Ressourcenorientierten Stabilisierung vorgeschaltet. Während der gesamten Behandlung werden Sicherheitspläne aktualisiert, insbesondere wenn Suizidgedanken oder selbstschädigendes Verhalten vorliegen. CPT versteht sich nicht als alleinige Lösung, sondern als Baustein in einem multimodalen Konzept, das gegebenenfalls Pharmakotherapie und Soziala...
Wer eine CPT beginnen möchte, sollte auf eine zertifizierte Weiterbildung (z. B. durch das ISTSS‑Curriculum) achten und im Erstgespräch die Passung der Werte klären. Denn das Ziel ist mehr als Symptomreduktion: Es geht darum, dem traumatischen Ereignis einen Platz im autobiografischen Gedächtnis zuzuweisen, ohne dass es die Gegenwart diktiert. Gelungene CPT hinterlässt laut Klient*innen das Gefühl, ihr Leben zurückerobert zu haben und Zukunft wieder gestalten zu können.