In der deutschsprachigen Psychotherapielandschaft wird unter „eklektischer Ansatz“ eine Methode verstanden, die aus dem Fundus verschiedener Schulen – Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Verfahren, systemische Therapie, humanistische Ansätze – jene Elemente herausfiltert, die für den individuellen Fall am nützlichsten erscheinen. Der eklektische Therapeut gleicht damit einem Komponisten, der aus unterschiedlichen Klangfarben eine neue Partitur schreibt. Statt dogmatisch an Technik A oder Theorie B...
Historisch lässt sich der Eklektizismus bis zu den frühen Heilpraktikern zurückverfolgen, die Freud mit Körperarbeit nach Elsa Gindler kombinierten. In den 1990er‑Jahren entwickelten sich in Deutschland Integrative Verfahren wie die „Hamburger Schule“, die klientenzentrierten Ansatz, systemische Fragetechniken und verhaltenstherapeutische Interventionen miteinander verband. Seither wird das Schlagwort „Methodenpluralismus“ in Curricula diskutiert. Aktuelle Leitlinien der Bundespsychotherapeutenkammer betonen zwar störungsspezifische Therapien, lassen aber Raum für „komplementäre Techniken“, sofern deren Effekt belegt ist.
In einer Sprechstunde könnte eine Therapeutin beispielsweise mit emotionsfokussiertem Prozess arbeiten, wenn intensive Trauer auftaucht, und später, bei Vermeidungsverhalten, Exposition nach VT einbauen. Bei langanhaltender Konfliktdynamik nutzt sie systemische Aufstellungen, um Beziehungsmuster sichtbar zu machen. Die Entscheidung folgt einer funktionalen Analyse: Welches Verfahren adressiert welche Prozessvariable (Kognition, Emotion, Verhalten, Körper)?
Kritiker warnen vor Beliebigkeit: Ohne klare Theorie verliere die Therapie ihre Richtung. Befürworter halten dagegen, dass starre Schulen noch größeren Schaden anrichten können, wenn sie ein Problem in ihr Raster pressen. Der Schlüssel liegt im Konzeptualisieren: Ein eklektischer Plan beginnt mit einer Hypothese und definierten Messpunkten – beispielsweise Depressionsscore, Schlafdauer, Konfliktfrequenz –, an denen sich die Wirksamkeit zeigt.
Fortbildungen wie der „Integrative Master“ der Universität Graz vermitteln Metakompetenzen: Prozessdiagnostik, Wirkfaktorenforschung und ethische Reflexion. Damit wird Eklektizismus nicht zum Sammelsurium, sondern zu einer evidenzbasierten Kunstform, die das Beste aus mehreren Welten schöpft.
Zusammengefasst bietet der eklektische Ansatz hohe Passgenauigkeit für komplexe Problemfelder, stellt aber hohe Anforderungen an Fachwissen, Reflexion und Dokumentation. Wird er gewissenhaft praktiziert, entsteht ein flexibles Therapiegebäude, das Patient*innen dort abholt, wo sie stehen, und ihnen unterschiedliche Türen zum Wachstum öffnet.