Die Emotionsfokussierte Paartherapie (EFT) hat im deutschsprachigen Raum Fuß gefasst, weil sie konfliktreiche Beziehungen nicht als Vertragsbruch, sondern als Alarmruf des Bindungssystems betrachtet. Gemäß Sue Johnsons Modell erarbeitet die Therapeutin zunächst mit dem Paar den Teufelskreis: Angriff – Rückzug, Vorwurf – Verteidigung. Durch Verlangsamung des Gesprächs werden primäre Gefühle sichtbar, etwa Angst, unwichtig zu sein. Diese emotionale Offenlegung schafft die Grundlage für neues Bonding.
Phase 1: Zyklus de‑eskalieren. Das Paar erkennt, dass beide unter derselben Einsamkeit leiden. Phase 2: Neuverhandlung der Bindung. Der bisher Rückzügige riskiert ein „Ich brauche dich“, der Angreifer zeigt Fürsorgereaktion. Solche „Bindungsmomente“ lassen sich neurobiologisch im fMRT nachvollziehen: Studien der Universität Jena (2024) belegen reduzierte Amygdala‑Aktivität nach erfolgreichen Dialogen.
EFT wird auch als EFIT (Individual) eingesetzt, um Klient*innen zu helfen, innere Arbeitsmodelle zu aktualisieren. Menschen mit komplexem Trauma lernen, eine innere sichere Figur zu entwickeln und selbstmitfühlend auf Trigger zu reagieren. In Familiensettings (EFFT) moderiert die Therapeutin sogenannte „softening conversations“ zwischen Eltern und Jugendlichen, wodurch Eskalationen signifikant abnehmen.
Das manualisierte Vorgehen umfasst 8 bis 20 Sitzungen. Hausaufgaben: „Bonding Abende“, Körperübungen zur Ko‑Regulation (z. B. synchrones Atmen) und das Führen eines „Safe Touch‑Protokolls“. Deutsche Krankenkassen erstatten EFT bislang selten; private Zusatzversicherungen erkennen jedoch den Kosten‑Nutzen‑Faktor aufgrund hoher Erfolgsquote (75 % gemäß Meta‑Analyse 2023).
Die Ausbildung verläuft über ICEEFT‑zertifizierte Externships und Core Skills. Der therapeutische Stil kombiniert Empathie, Direktheit und mikro‑prozessuale Interventionen („Überstimme“, „Reflektiere und Vertiefe“). Kritiker monieren eine mögliche Vernachlässigung struktureller Probleme (Gewalt, Sucht). Befürworter entgegnen, dass EFT solche Themen als dysregulierte Bewältigungsversuche konzeptualisiert und bei Bedarf mit anderen Ansätzen kombiniert.
Am Ende berichten Paare nicht von Perfektion, sondern von Sicherheit: Konflikte werden zu Signalen, sich anzunähern statt sich abzukapseln. Damit macht EFT Emotionen nicht zum Feind, sondern zum Kompass für Nähe.