Psychopharmakologie im deutschsprachigen Raum vereint evidenzbasierte Leitlinien der DGPPN mit individuellen Lebensrealitäten. Vor der Verordnung eines SSRI fragt die Fachärztin: Gibt es genetische Polymorphismen, wie verträgt der Patient Koffein, welche Rolle spielt Arbeitsstress? Erst dann wählt sie Substanz, Dosis und Einnahmezeit.
Antidepressiva: Bei unipolarer Depression empfehlen Leitlinien Sertralin oder Escitalopram; bei therapieresistenter Form folgt Augmentation mit Lithium oder atypischem Antipsychotikum. Antipsychotika: Clozapin ist Goldstandard bei Resistenz, jedoch mit strenger Blutbildkontrolle. Mood Stabilizer: Lithium bleibt Referenz, erfordert Nieren- und Schilddrüsenmonitoring. Anxiolytika: Benzodiazepine nur kurzfristig; langfristig Buspiron oder Pregabalin.
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) ist Alltag: Regelmäßige Serumspiegel von Carbamazepin verhindern Intoxikationen. Nebenwirkungsmanagement umfasst Prophylaxe metabolischen Syndroms unter Olanzapin mittels Ernährungsberatung und Metformin-Off-Label.
Digitalisierung: E-Rezepte, telemetrisches Feedback zu Schlaf und Aktivität via Smartwatch fließen in Medikamentenanpassungen. Apps wie “Moodpath” integrieren Fragebögen PHQ-9, deren Ergebnisse psychiatrisch gesichtet werden.
Ethik und Aufklärung: Patientenrechtegesetz verpflichtet zur verständlichen Risiko-Nutzen-Darstellung. Shared Decision Making-Modelle zeigen, dass partizipative Verschreibung die Adhärenz um 20 % steigert.