Schema‑Therapie (ST) hat sich im deutschsprachigen Raum als Brücke zwischen klassischer KVT und tiefenpsychologischen Ansätzen etabliert, besonders bei Klient*innen mit Persönlichkeitsstörungen oder chronischer Depression. Jeffrey Young postuliert, dass bei anhaltender Frustration zentraler Bedürfnisse — Sicherheit, Autonomie, Verbundenheit, Selbstwert — Schemata entstehen, die wie farbige Folien jede Lebenserfahrung überlagern.
Zu Beginn erhebt der Therapeut mit dem Young Schema Questionnaire und Modus‑Interviews ein individuelles Schema‑Profil. Anschließend werden dysfunktionale Modi kartiert: Kritiker, Bestrafter, Impulsives Kind, etc. Klient*innen lernen, im Alltag „Modusampeln“ zu setzen: Rot = Kritiker aktiv → Atempause; Gelb = Selbstfürsorge einleiten; Grün = Erwachsener Modus handlungsfähig.
ST nutzt eine Vier‑Säulen‑Methodik: Erlebnisaktiv (Stuhldialoge, Imaginatives Überschreiben), Kognitiv (Sokratische Dialoge, Lebensskripts), Behavioral (Skills, Exposition) und Therapeutische Beziehung (Begrenzte elterliche Fürsorge). So kann der Therapeut in einer Imagination die Rolle eines wohlwollenden Elternteils übernehmen, um das Kind‑Selbst vor Demütigung zu schützen. Danach werden Alternativsätze formuliert: „Ich habe Wert, selbst wen...
Eine Multicenter‑Studie der Universität Mainz (2025) belegt, dass ST bei Borderline‑Störung nach zwei Jahren zu Remissionsraten von 52 % führt, während DBT 34 % erreicht. Die Autor*innen führen dies auf die Bearbeitung früher Schemata und die Betonung stabiler emotionaler Bedürfnisse zurück.
Kulturell angepasst, integrieren ST‑Therapeuten in der Schweiz alpine Symbolik: Lawinen als Metapher für überwältigende Gefühlswellen, Hütten als sicherer Modus. In österreichischen Jugendprojekten nutzt man Computerspiel‑Avatare, um Modi zu visualisieren und „Power‑Ups“ des Erwachsenen‑Self zu sammeln.
Die Ausbildung bei der ISST umfasst 80 Theorie‑stunden, Video‑Selbstreflexion und Live‑Supervision. Das Ziel: Klient*innen befähigen, ihr inneres Team so umzustrukturieren, dass der gesunde Erwachsene den Kurs bestimmt, nicht die alten, verletzten Stimmen.