Lösungsfokussierte Kurztherapie (SFBT) findet im deutschsprachigen Raum vor allem dort Einsatz, wo Zeit und Ressourcen knapp sind: Jugendämter, betriebliche Gesundheitsprogramme, Online‑Beratung. Ihr Kern: Nicht Problemgeschichten vertiefen, sondern Zukunftsbilder entwerfen. In der ersten Sitzung fragt der Therapeut: „Stellen Sie sich vor, heute Nacht geschieht ein Wunder und das Problem ist gelöst. Woran würden Sie es morgen als Erstes bemerken?“ Diese Frage katapultiert Klient*innen aus dem Grübeln in eine Welt der Möglichkeiten.
Skalierungsfragen strukturieren den Fortschritt: „Auf einer Skala von 0 bis 10 – wo stehen Sie heute?“ Selbst wenn die Antwort „1“ lautet, folgt: „Warum nicht 0?“ So wird jeder noch so kleine Beweis persönlicher Kompetenz sichtbar. Studien der Universität Bielefeld (2023) zeigen, dass SFBT in fünf Sitzungen Arbeitsunfähigkeits‑Tage bei Burn‑out um 25 % senkte.
Spezifisch deutsch ist der Hang zur Genauigkeit: Manche Klient*innen wollen Ursachen verstehen. Therapeuten integrieren daher kurze psychoedukative Mini‑Blöcke und kehren dann zu lösungsfokussierten Fragen zurück, um den methodischen Purismus nicht zu verlieren. In der Schulsozialarbeit nutzt man „Lösungsbücher“, in denen Schüler Erfolge notieren. Jede Spalte fragt: Situation – Was habe ich anders gemacht – Welcher Wert steckt dahinter?
Die Methode passt sich auch digitalen Settings an: Chat‑Bots mit SFBT‑Algorithmen stellen Skalen‑ und Ausnahmefragen, während echte Beratende in Live‑Sessions Vertiefung anbieten. Datenschutzkonforme Apps erinnern an Tagesaufgaben – z. B. „Notieren Sie heute Abend drei Momente, die 1 % besser waren“.
Die Weiterbildung umfasst in der DACH‑Region meist 50 Unterrichtseinheiten plus Peer‑Supervision. Kritiker bemängeln Oberflächlichkeit. Befürworter verweisen auf Pragmatismus: Für viele Ratsuchende reicht ein Fünkchen Hoffnung kombiniert mit kleinschrittiger Umsetzung, um den Knoten zu lösen. SFBT liefert genau dieses Startsignal.