Traumafokussierte Psychotherapie (TFT) hat sich im deutschsprachigen Raum als Goldstandard etabliert, seit Leitlinien EMDR, Prolongierte Exposition und Kognitive Verarbeitungstherapie als evidenzbasiert empfehlen. Gleichwohl wächst das Spektrum: Narrative Exposition für Geflüchtete, Sensomotorische Sequenzen für komplexe Traumaformen und integrative Ansätze, die Polyvagal‑Theorie nutzen. Kernidee: Trauma ist eingefrorene Energie; Therapie bietet einen sicheren Rahmen, sie zu enteisen, zu kanalis...
Die Behandlung gliedert sich oft in drei Phasen. 1) Stabilisierung: Ressourcenatmung (“Riechen der Rose, Pusten der Kerze”), Imagination sicherer Ort, Psychoedukation mit Flipchart über Stresszirkel. Patienten füllen ein Ampel‑Protokoll (Grün – entspannt, Gelb – Alarm, Rot – Überwältigung). 2) Konfrontative Bearbeitung: Je nach Methode werden Hot Spots detailliert erzählt, Augenfolgen oder bilaterale Tappings eingesetzt. 3) Integration: Sinnstiftende Bilanz, Zukunftsplan, Rückfallprophylaxe.
Kulturell angepasst, nutzen Therapeuten im Ruhrgebiet Klangschalen, während bayerische Kliniken das “Waldbaden” als Ressource verankern. Für muslimische Klient*innen kann das stille Gebet ein sicherer Anker sein. Multilingual geschulte Therapeuten arbeiten mit Dolmetschern, um Doppeldeutigkeit in Triggerwörtern zu vermeiden.
Eine Kohortenstudie der Universität Wien (2025) ergab, dass 12 Sitzungen integrativer TFT bei sexualisierten Gewalterfahrungen mit 48 % Rückgang von Intrusionen einherging. Als Prädiktor für Erfolg erwies sich die Allianzbewertung in Sitzung drei – Beziehung ist Dreh‑ und Angelpunkt.
Ethik: Kein Trauma‑Tauchgang ohne Rettungsleine. Patienten unterschreiben einen Notfallplan mit Skills‑Liste. TFT ist kein Durchleiden, sondern strukturiertes Durcharbeiten – um den Tag zurückzugewinnen, den das Trauma stahl.